Die Situation
Als leidenschaftlicher Vielnutzer von mobiler Kommunikation und Internet habe ich schon seit Jahren darauf gewartet, daß man schneller im Internet surfen kann, ohne über Kabel an einem Punkt festgekettet zu sein.
Update Januar 2006: Seit Anfang Januar bin ich auch UMTS Nutzer. Habe mir das Nokia N70 gekauft. Doch Highspeed 2006 ist etwas anderes als Highspeed im Jahr 2000 und 2001 gewesen ist, als der UMTS Hype in vollem Gange war. UMTS mit bis zu (selten!) 380KBit/s ist nun einmal weitaus weniger, als man an irgendeinem Hot-Spot oder seinem DSL Anschluß zuhause genießen kann - und das bei super-hohen massiven Kosten. UMTS ist auch in 2006 unbezahlbar teuer!
Schon seit 1996 bin ich deshalb Nutzer der GSM Datendienste, die zwar zuverlässig sind, aber mit 9,6 KBit nicht unbedingt eine berauschende Performance haben.
Was 1996 noch halbwegs erträglich war, weil Webseiten und E-Mail mit Grafiken und eingebetteten Objekten geizten - war doch der normale Surfer in der Regel auch nur mit max. 28.800 BPS unterwegs, sind heute Mails von mehr als 1MB und aufgeblasene Webseiten von über 100KB pro Seite die Regel.
GPRS in der Praxis
Welche Freude, als mit GPRS ein Lichtblick am Horizont erschien. Hier sind Tests, die ich unter realistischen Bedingungen (guter Empfang im Vodafone Netz, Telefon Ericsson r520m mit 4 DL und 1 UL Slot, Rechner IBM A21m 750MHz mit 512MB RAM unter Windows 2000) unter Benutzung der Tests von Bandwidthplace durchgeführt habe:
GPRS Geschwindigkeitstests / Bandbreitentest Resultate
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Your raw speed was 30024.92 bits per second. There are 3 meaningful ways we can interpret this number: |
Communications
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30 kilobits per second How communication devices are rated. Kilo means 1,000 and mega means 1,000,000. Examples include 56k modem and 10Mbit Ethernet |
Storage
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3.7 kilobytes per second The way data is measured on your hard drive and how FTP programs measure transfer speeds. Kilo is 1,024 and mega is 1,048,576. |
1MB file download
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4.7 minutes The time it would take you to download a 1 megabyte file at this speed. |
Mobile Device Internet speeds in Europe
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average |
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your speed |
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56k modem |
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compared to all connection types worldwide yours is poor
| Statistics page |
test type |
Downstream Test v3 (200 KB idt type) |
test was run |
5:56CST Apr 3, 2002 |
IP address* |
194.185.97.9 |
your ISP |
European Regional Internet Registry/RIPE NCC |
Test start page
| Don't use the back button to run another test, use this link |
Speed Test FAQ |
Frequently asked questions about the test and results. |
Server
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The tests are run from a dedicated server in San Antonio, Texas, USA. | |
Diese Ergebnisse sind an und für sich zufriedenstellend. Gegenüber der tatsächlichen GSM Übertragungsgeschwindigkeit von 1 KByte (9,6 KBit / s) jedenfalls schon eine deutliche Verbesserung.
Bei der GPRS Übertragung werden "Lücken" im GSM Netz verwendet, das heißt, daß die Bandbreite, die nicht zur normalen Sprachübertragung genutzt wird, dann den GPRS Geräten zugeteilt werden kann, die paketweise Daten über diese Lücken übertragen. (Informationen zur GPRS Technologie hier)
Also kann man getrost sagen, daß GPRS den Abfall des GSM Netzes nutzt.
Leider ist der Dienst GPRS nicht dementsprechend "abfallgemäß" bepreist. GPRS ist extrem teuer und schlägt schnell mit sehr hohen Gebühren zu buche.
Besonders übel wirkt sich bei vielen kurzen Verbindungen, z. B. um mal schnell zu prüfen, ob ein wichtiges e-Mail angekommen ist, der sog. Stundennutzungspreis aus. Er fällt bei jedem Verbindungsaufbau an und dann als Zeittakt nach jeder Stunde, die man online ist. Bricht die Verbindung jedoch ab (wie bei GPRS häufig der Fall) und baut sich neu auf, dann wird auch erneut ein Stundennutzungspreis fällig - muß man die Verbindung also drei Mal pro Stunde neu aufbauen, sind das schon dreimal Stundennutzungspreis.
Die Kosten bei t-D1 sind z. Zt. Eur 0,04 pro angefangenem 10 KB Block und bei Vodafone sogar Eur 0,03 pro 1 KB!
Hier eine Übersicht über die Gebühren, die bei mir im Laufe eines "Mobiltages" auflaufen würden:
Aktionen eines Tages |
Kosten T-D1 |
Kosten Omnitel-Vodafone |
E-Mail überprüfen morgends vom r520m aus via POP3 |
Stundennutzungspreis: Eur 0,25 25 KB E-Mail: Eur 0,12 |
25 KB E-Mail: Eur 0,50 |
Online für 2 Std |
Stundennutzungspreis (5 Verbindungsabbrüche): Eur 1,25 1,5 MB übertragene Daten: Eur 6,0 |
1,5 MB Daten: Eur 45,0 |
E-Mail abrufen mittags (1 Dateianhang mit 1 MB Grüße) |
Stundennutzungspreis: Eur 0,25 1 MB Daten: Eur 4,0 |
1 MB Daten: Eur 30,0 |
Publizieren von einigen HTML Seiten via FTP, ca. 1 Std online abends |
Stundennutzungspreis (3 Verbindungsabbrüche): Eur 0,75 500 KB Daten: Eur 2,0 |
500 Kb Daten: Eur 15,0 |
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Total |
Eur 14,50 |
Eur 90,50 |
Übrigens: Tatsächlich sind die Kosten bei Vodafone so hoch wie beschrieben. Ich selbst bin in die Falle getappt, als ich e-Mail abrief und ein Mail mit einem 3 MB Anhang empfing - das hat mich in einer Verbindungssitzung Euro 103,24 gekostet - GPRS ist damit teurer als die berüchtigten 0190 Dialer !!
Bei der obigen Tabelle habe ich die tatsächliche Benutzung an einem normalen (Arbeits-)Tag zugrundegelegt und dabei schon berücksichtigt, daß ich mich mobil natürlich erheblich bei der Nutzung des Internt einschränke.
Zu den Kosten für WAP kann ich keine Aussage machen, da WAP für meine Zwecke völlig unbrauchbar ist. Selbst mit dem riesigen Display meines r520m sind die Inhalte kaum zu erkennen und seit kurzem kann man in böse Fallen tappen, da Inhalte kostenpflichtig geworden sind - dann ist es wie früher bei BTX der Telekom, für jeden Abruf hält jemand (und der Provider) heftig die Hand auf - bis zu Eur 3,60 pro Abruf - und da kommen dann die GPRS Gebühren erst noch dazu!
Und UMTS ...
so wie es aussieht wird sich das Tarifmodell von UMTS an den Tarifen von GPRS anlehnen (irgendwie muß das Geld für die Lizenzen ja wieder reinkommen). Derzeit werden ja besonders Spielfilme (in Briefmarkengröße auf dem Handy oder PC abgespielt) zur "Killer-Applikation" ausgerufen.
Ein mit DIVx digitalisierter Spielfilm hat so zwischen 150 MB und 300 MB bei sehr mäßiger Qualität (und dem CIF Format der UMTS Handies). Das hieße dann in Kosten, daß ein UMTS Film so um die 300 - 600 Euro an Übertragungsgebühren kostet (GPRS-Preise zugrunde gelegt) - ohne die Gebühren für den Film, der dann ja sicher als Pay-per-View vermarktet wird! Über solche Preise hätte sich der bankrotte Bezahlsender Premiere bestimmt gefreut.
Selbst wenn UMTS also nur 10% vom heutigen GPRS kosten würde, müsste man für das zweifelhafte Vergnügen eines Films auf dem Handy immer noch 30 - 60 Euro rechnen.
und die Alternative
Ich nutze seit einiger Zeit auch IEEE 802.11b, das sog. WiFi, also drahtlose / wireless LAN Verbindungen. Die preisgünstigen Karten für den Notebook haben mich 60 US$ gekostet (Netgear), sind hier in Deutschland für ca. 100 Euro zu haben. Der Toshiba Notebook, den ich mir angeschafft habe hat ein solches Interface serienmäßig schon eingebaut.
An vielen öffentlichen Orten gibt es schon Dienste, die es erlauben, mit mehr als DSL Geschwindigkeit das Internet zu nutzen. Am Münchner Flughafen habe ich zu Testzwecken schon mal via Internet die italienischen Nachrichten des Senders RAI angeschaut, die mit 300 KB kodiert mit dem RealPlayer zu sehen sind - perfekter Stream, ohne Unterbrechung 30 Minuten - und ohne Kosten.
In zahlreichen Bistros, in USA z. B. bei Starbucks, und in vielen Büros gibt es diese Zugänge und die kosten im Vergleich fast nichts.
Jetzt warte ich nur noch auf ein Handy, das mit IEEE 802.11 ausgestattet ist, das wäre dann eine optimale Lösung für meine Zwecke und auch tatsächlich für diejenigen geeignet, die wirklich Filme über ein Handy anschauen wollen.
Insgesamt glaube ich, daß bei der derzeitigen Preisgestaltung der Markt an GPRS und UMTS vorbeigehen wird.
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