Neulich im Fernsehen habe ich eines der schönsten Stücke der slawischen Komponisten der nationalen Romantik gehört. Es ist die Hary Janos Suite (Auszüge aus der Oper die die Geschichte des ungarischen Helden Hary Janos erzählt)
Die Suite kann man hier auszugsweise Probehören und direkt bestellen.
Die komplette Oper gibt es hier zu bestellen.
Belà Bartok sagte über Kodalys Musik: "Wir haben - obwohl nach gemeinsamen Quellen - jeweils einen individuellen Stil entwickelt. Wenn man mich fragt, in welchen Werken der ungarische Geist seinen vollkommenen Ausdruck findet, so kann ich darauf nur antworten: in den Werken Kodalys."
Kodaly wuchs als Sohn musikalisch veranlagter Eltern auf. Er verbrachte seine Kindheit an drei verschiedenen Orten, da sein Vater, ein Angestellter der Staatsbahnen zweimal versetzt wurde.
Sozusagen als Autodidakt brachte Kodaly sich während des Gymnasiums das Klavier-, Geigen-, Bratschen- und Cellospielen bei. Schon zu dieser Zeit widmete er sich aber vor allem auch dem Komponieren. Nach dem Gymnasium studierte er seinen Eltern zuliebe an der Philosophischen Fakultät, doch für ihn war es immer klar, dass er die Musik zu seinem Beruf - oder zu seiner Berufung - machen wollte.
Bei Hans Koessler studierte Kodaly Komposition, bei Viktor Herzfeld Musiktheorie und Musikgeschichte.
Er sah es als seine Lebensaufgabe, die Substanz der ungarischen kulturellen Tradition in seiner Musik zu integrieren, wie dies in der Musikentwicklung anderer Länder bereits vor langer Zeit mit natürlicher Selbstverständlichkeit geschehen ist (so zum Beispiel in Deutschland, Italien, Frankreich).
Für seine Dissertation beschäftigte er sich mit dem "Strophenbau im ungarischen Volkslied". Er sammelte ab dem Jahr 1907 über 3500 Volkslieder, erforschte diese musikethnologisch und verarbeitete diese Vorlagen kunstvoll in seinen Kompositionen. Damit trug er bei zur Entstehung einer eigenständigen ungarischen Kunstmusik.
In Budapest wurde 1926 das Singspiel "Hary Janos" uraufgeführt. Es war ein Novum, dass im Opernhaus ungarische Volkslieder vorgetragen wurden, mal schlicht und kantig, mal aufwendig instrumentiert. Das Singspiel fand bei den Zuhörern grossen Anklang, so dass Kodaly daraufhin eine fünfundzwanzigminütige Orchestersuite schrieb, die Hary Janos' erträumte und wahre Begebenheiten zusammenfasst.
Im Bereich der Chormusik wirkte Kodaly sowohl kompositorisch als auch musikpädagogisch. In seiner reichen Sammlung von Übungsstücken verknüpft er Theorie und Praxis sowie auch die relative Solmisation mit der ungarischen Melodik. Seine Methode, die richtungsweisende musikerzieherische Ergebnisse zeitigte, wurde von der internationalen Fachwelt als "Kodaly - Methode" benannt.
Kodalys Musik umspannt sieben Jahrzehnte und trug entscheidend zur hohen Einschätzung der ungarischen Musik bei. |