Durch die Konsensgespräche ist das Dauerthema Gesundheitssystem wieder in den Vordergrund gerückt. Zahlreiche sog. "Sparmaßnahmen" sind durch die Medien gegangen. Es zeichnen sich besonders die Maßnahmen ab, die Kosten aus dem gemeinschaftlich finanzierten Topf der Krankenversicherten auf Kranke, Patienten und Versicherte umschichtet.
Natürlich kann man darüber diskutieren, welche Leistungen des Gesundheitssystems eine wirkliche Gemeinschaftsaufgabe sein sollen. Sollte die gesetzliche Krankenversicherung die Kosten für Komplikationen nach Piercings, Tätowierungen oder Schönheitsoperationen bezahlen? Sollte die gesetzliche Krankenversicherung die Kosten für das Einfrieren von Leichnahmen bezahlen, damit diese in sechzig oder hundert Jahren evtl. aufgetaut und geheilt werden können?
Doch die Diskussionen um die Leistungen sind ein absoluter Nebenkriegsschauplatz. Der eigentliche Skandal ist, daß uns das deutsche Gesundheitssystem immer als "absolute Spitze" verkauft wird. Tatsächlich ist Deutschland aber nur bei den Kosten spitze! Die Leistungen die hier produziert werden sind der letzte Dreck!
Tatsächlich ist Deutschland im internationen Vergleich weit hinten. Trotz der im Vergleich allerhöchsten Kosten beweisen die Zahlen die Ineffizienz des deutschen Gesundheitssystems.
Es scheint für das Gesundheitswesen die gleiche Illusion wie beim Bildungswesen eingetreten zu sein: Wir sind die Besten! Der Skandal ist dabei, daß beim Gesundheitswesen niemand über die Ergebnisse vorliegender internationaler Studien spricht:
"Vergleicht man die Sterblichkeit aufgrund eines Schlaganfalls, Diabetes mellitus, Darmkrebs und Brustkrebs in Deutschland mit der Sterblichkeit in Frankreich, Italien, England, Finnland, Schweden, den Niederlanden und den Vereinigten Staaten, so belegt Deutschland für jede dieser Erkrankungen einen der drei schlechtesten Plätze. Das deutsche Gesundheitssystem leistet nicht, was es leisten könnte.
Im internationalen Vergleich stehen diesen Qualitätsdefiziten deutlich über dem Durchschnitt liegende Ausgaben gegenüber. Nur in den Vereinigten Staaten wird ein höherer Anteil des Bruttoinlandproduktes für die Gesundheitsversorgung ausgegeben. Deutschland hat die höchsten Ausgaben, relativ und absolut, für Gesundheit in Europa.
Im Vergleich mit den oben genannten Ländern belegt Deutschland für die Zahl der Ärzte pro Einwohner, die Krankenhausbetten pro Einwohner und die durchschnittliche Krankenhausverweildauer jeweils einen der drei "Spitzenplätze" mit entsprechenden Konsequenzen für das Beitrags- und Kostenniveau. Eine der zentralen Aufgaben ist es daher, die Kosten-Nutzen-Relation des deutschen Gesundheitssystems zu verbessern." (Zitat: "Gesundheitssysteme im internationalen Vergleich" vorgelegt bei der Friedrich-Ebert-Stiftung am 11. April 2002 in Berlin)
Wir zahlen top - wir bekommen flop. Und davon immer mehr ... Eine detaillierte Analyse der Kosten und Leistungen (PDF Format) gibt es hier! |