PRESSEMITTEILUNG
17. September 2003
Der FDP-Europabeauftragte im Kreis Groß-Gerau, Andreas Bummel, zeigt sich
besorgt über den Entwurf einer EU-Richtlinie zur Einführung
„computerimplementierter Erfindungen“, über die das Europäische Parlament
voraussichtlich am 23. September debattiert. „Viele wissen gar nicht, dass
sie
von der Richtlinie betroffen sein werden. Dabei könnte sie das
wirtschaftliche
Ende für viele kleine Softwareschmieden bedeuten und die Entwicklung freier
Software fast unmöglich machen“, befürchtet Bummel. In Südhessen und im
Kreis
Gross-Gerau könne sich dies besonders niederschlagen.
„Mit der EU-Richtlinie sollen etwa 30.000 bereits existierende EU-Patente
legalisiert werden, für die es bisher keine Rechtsgrundlage gab. Dazu gehört
zum Beispiel der in praktisch jeder Software eingesetzte Fortschrittsbalken
für den Stand eines Verarbeitungsprozesses. Für diese nützliche Anwendung
besteht in Europa ein Patent und jeder der den Balken ohne Lizenz in seiner
Software einsetzt, muss bei Umsetzung der Richtlinie mit einer Klage
rechnen.
Auch für die nützlichen Reiter auf Menüoptionen, mit denen Karteikästen
nachgebildet werden, wurde im August 2001 ein europäisches Patent erteilt“,
so
Bummel. Dabei klammere das europäische Patentübereinkommen (EPÜ) im Artikel
52
ausdrücklich "mathematische Methoden" und "Programme für
Datenverarbeitungsanlagen" von der Patentvergabe aus.
Jeder der ein Computerprogramm von Anfang an selbstständig entwickele, könne
heute davon ausgehen, dass er keine Rechte Dritter verletze. Bestünden
Patente
auf untergeordnete Elemente, wie den Fortschrittsbalken oder einzelne
Codeabschnitte, dann wären aufwendige Recherchen nach bereits erteilten
Patenten notwendig. „Kleine Firmen oder einzelne Programmierer können das
kaum
leisten“, stellt Bummel fest. Der Software-Sektor im Rhein-Main-Gebiet und
Südhessen sei aber durch eine kleinbetriebliche Struktur charakterisiert.
Das
Schwergewicht der Unternehmensgröße liege zwischen einem und 9 Mitarbeitern.
Die Bedeutung der Softwareindustrie in der Region sei dabei nicht zu
unterschätzen. Von den rund 6.400 hessischen Software-Unternehmen seien etwa
86 Prozent im Regierungsbezirk Darmstadt angesiedelt, der damit einer der
wichtigsten deutschen Software-Standorte sei.
„Der EU-Entwurf spielt grossen Softwarekonzernen wie Microsoft in die Hand
und
kann so nicht akzeptiert werden. Die Richtlinie bedroht die mittelständische
Software-Industrie und damit die Innovations- und Wirtschaftskraft einer
wichtigen Zukunftsindustrie in Südhessen, Deutschland und Europa. Sie ist
ein
Angriff auf fairen Wettbewerb in der Branche“, beklagt Bummel.
Schon die Monopolkommission, eine mit dem Bundeskartellamt und dem
Wettbewerbsreferat des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie
(BMWi) verbundene Körperschaft öffentlichen Rechts, habe in ihrem 14.
Hauptgutachten vom 8. Juli 2002 über den Stand der Konzentrationen und
Monopolbildung in der deutschen Wirtschaft die Nützlichkeit von
Softwarepatenten verneint und die "mit dem Wortlaut von Art 52 EPÜ
unvereinbare" Rechtsprechungspraxis des Europäischen Patentamtes kritisiert.
„Nicht umsonst hat die Monopolkommission empfohlen, der Legalisierung
solcher
Patente eine Absage zu erteilen“, so der FDP-Europabeauftragte.
Andreas Bummel
Mitglied des FDP-Kreisvorstands
Kreisverband Gross-Gerau (Hessen)
http://www.fdp-gg.de
Forsthausweg 1, D-64569 Nauheim
Tel. +49(0)6152-96131/17, Fax /18
Email
Diese E-Mail Adresse ist gegen Spam Bots geschützt, Sie müssen Javascript aktivieren, damit Sie es sehen können
http://www.fdp-bummel.de
|