ZDF: In
seiner als antisemitisch kritisierten Rede stellt Hohmann die These auf,
dass Juden bei den Grausamkeiten während der russischen Revolution eine
zentrale Rolle gespielt haben. Ist diese These denn haltbar?
Guido Knopp: Nein, dass ist sie zweifellos nicht. Schon die Nazis
haben Judentum und Bolschewismus in einen Topf geworfen und als Vorwand für
den Holocaust missbraucht. Diese These ist absurd. Es gab keine jüdische
Dominanz im postzaristischen Russland nach der russischen Revolution. Dem
von Lenin geführten Rat der Volkskommissare etwa gehörten 1922 gerade
mal zwei Mitglieder jüdischer Abstammung an. Im Zentralkomitee der
Kommunisten von 1917 waren von immerhin 21 Mitgliedern nur sechs Menschen
jüdischer Abstammung.
ZDF: Und was ist mit der
Geheimpolizei?
Knopp: Wenn Hohmann die These
aufstellt, bei der mordenden Geheimpolizei Tscheka seien 40 Prozent der
Mitglieder jüdisch gewesen und in der Ukraine sogar 75 Prozent, so ist
diese These wissenschaftlich nicht haltbar. Natürlich gab es auch jüdische
Täter - nicht so wenige in den Wirren der Revolution. Aber sie haben sich
nicht als Vertreter eines imaginären jüdischen Volkes verstanden, das es
nicht gab, sondern als russische später sowjetische Kommunisten.
ZDF: Wenn Hohmann sagt, man könne
die Juden mit einiger Berechtigung als Tätervolk bezeichnen, bedient er
damit auch antisemitische Klischees?
Knopp: Das tut er zweifellos. Das
Wort vom Tätervolk ist ja genauso absurd wie das Wort vom Opfervolk, das
er gebraucht hat. Es gibt kein jüdisches Tätervolk, es gibt auch kein
deutsches Tätervolk. Von den 150.000 Tätern im Nationalsozialismus
handelte es sich bei den meisten natürlich um Deutsche, aber Schuld und
Verbrechen sind ja nicht kollektiv, sie sind immer individuell. Es gibt
keine Kollektivschuld, aber es gibt eine Kollektivverantwortung für das
Verinnern gegen das Vergessen und Verdrängen. Und wenn jetzt die Rede
davon ist, dass es im zweiten Weltkrieg ja auch viele deutsche Opfer gab,
durch Bombenkrieg, Vertreibung, Gefangenschaft, dann ist das zweifellos
richtig. Aber deshalb sind wir Deutsche noch lange kein Opfervolk, denn
auch diese Opfer, die Leiden der Opfer, waren individuell und nicht
kollektiv.
ZDF: Hohmann betont ja, dass er sich
mehr Patriotismus in Deutschland wünscht. Kann das mit seinem Blick auf
die Vergangenheit gelingen?
Knopp: Ich meine nicht. Patriotismus aus der Nazizeit zu gewinnen,
das geht allenfalls mit dem Blick auf die, die Widerstand geleistet haben.
Mit dem Blick auf Menschen wie die Geschwister Scholl, auf Stauffenberg,
auf Tresckow und andere. Aber noch mehr, denke ich, finden wir in der
Geschichte der Nachkriegszeit eine alles in allem gelungene Demokratie.
Die Hinwendung zum Westen, die Aussöhnung mit Frankreich - das ist die
gelungene, glücklichere Geschichte unserer Bundesrepublik. Hier haben wir
Frieden, Freiheit, Einheit am Ende auch - es waren gute 50 Jahre. Da
finden wir Halt, da finden wir Stolz und, wenn Sie so wollen, auch
Patriotismus.
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Hier sagt Hohmann in seiner Rede nichts anderes, er referiert genau
wie Knopp "(...) Thesen, die für unsere Ohren der NS-Propaganda vom
"jüdischen Bolschewismus" ähneln?" - auch Hohmanns Zahlen
stimmen mit Knopp überein "Unter den 21 Mitgliedern des revolutionären
Zentralkomitees in Rußland waren 1917 6 der jüdischen Nationalität an,
also 28,6 %."
Genau lesen: Hohmann sagt: "Während der jüdische Bevölkerungsanteil
1934 in der Sowjetunion bei etwa 2 % lag, machten die jüdischen Tscheka-Führer
immerhin 39 % aus". Es geht nicht um alle Mitglieder der
Tscheka!" Genau wie Knopp schreibt Hohmann identisch: "Die
Juden, die sich dem Bolschewismus und der Revolution verschrieben hatten,
hatten zuvor ihre religiösen Bindungen gekappt. Sie waren nach Herkunft
und Erziehung Juden, von ihrer Weltanschauung her aber meist glühende
Hasser jeglicher Religion."
Hohmann sagt "Daher sind weder "die Deutschen", noch
"die Juden" ein Tätervolk." Nur wenn man einer von Hohmann
als verquer und nicht andwendbar angesehenen Logik folgt, könnte man
überhaupt von "Tätervolk" sprechen: "Daher könnte man
Juden mit einiger Berechtigung als "Tätervolk" bezeichnen. Das
mag erschreckend klingen. Es würde aber der gleichen Logik folgen, mit
der man Deutsche als Tätervolk bezeichnet."
In der Rede von Hrn. Hohmann taucht das Wort "Opfervolk"
nicht auf! Hat Herr Knopp die Rede überhaupt gelesen?
Das Wort Patriotismus kommt in der Rede von Hrn. Hohmann nicht vor!
Ist die Rede überhaupt gelesen worden? |