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Diktatur DDR - 40 Jahre vergessen/verdrängen?
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Geschrieben von Tobias Heinz   
Friday, 19 December 2003
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Es ist noch nicht lange her, daß der Staatsterror der DDR Diktatur seine letzten Opfer gefordert hat. Doch historische Dokumentationen in den Massenmedien über die DDR Diktatur sind in letzter Zeit flachen "Shows" gewichen, die die DDR Diktatur eher "anheimelnd" und "nostalgisch" verklären - eigentlich unfassbar. Ich versuche mir vorzustellen, welche Folgen es für Verantwortung und Erinnerung hätte, wenn es jemals im deutschen Fernsehen eine ähnlich gemachte "Nazi-Deutschland-Show" gegeben hätte. Was aber darüber hinaus auffällt ist, daß Berichte über die Greueltaten der Ostdeutschen fast immer nur aus der Zeit von direkt nach dem Kriege stammen. Soll so der Eindruck erweckt werden, es handele sich um eine "ferne" Vergangenheit? Sollen die Verbrechen durch die "schwierige Situation" nach dem Krieg relativiert oder vielleicht sogar gerechtfertigt werden?

6. Februar 1989

Kurz vor Mitternacht. Ein kalter Sonntag. Der 20jährige Chris Gueffroy aus Berlin hat die Nase voll vom angeblichen Arbeiter- und Bauernstaat "DDR". Vom Terror. Von der Stasi-Spitzelei. Vom roten Mief. Zusammen mit seinem Freund Christian Gaudian schleicht er sich durchs Grenzgebiet in Berlin-Treptow. Nur ein Gedanke: Flucht! Nur ein Wunsch: Endlich Freiheit! Sie nehmen allen Mut zusammen, klettern über die erste Mauer, dann durch einen Stacheldraht. Nur noch acht Meter und ein Stahlgitterzaun trennen sie vom Ziel. Da peitschen Schüssen durch die Dunkelheit. Insgesamt wird zehn mal auf die Jungen geschossen - man glaubt sogar, daß kein Warnschuß abgegeben wurde.

Chris Gueffroy fällt zu Boden - getroffen von sieben Kugeln. Tot! Erschossen von einem "DDR"-Grenzer. So wollte es der in der DDR geltende Schießbefehl. Der junge Chris Gueffroy - das letzte Maueropfer. Genau 279 Tage nach seinem Tod mußten die hinter der sozialistischen Diktatur stehenden Ostdeutschen nachgeben und die Mauer aufmachen. Erzwungen von den mutigen Ostdeutschen, die in Leipzig auf die Straße gingen. Der sterbende Junge und die Sprechchöre "Deutschland einig Vaterland" - gerade mal vierzehn Jahre ist es her. Doch wer spricht heute noch über die Toten an der Mauer? Welcher SED-Bonze sitzt hinter Gittern? Verantwortung? Im Osten will es heute keiner gewesen sein. Und im Westen waren ja angeblich schon immer alle für die Einheit. Genug Gründe, sich noch einmal zu erinnern. An die Wahrheit.

Die Mörder in Uniform, zwei genau bekannte DDR Grenzsoldaten, wurden 1991 auf dem Gebiet der ehemaligen DDR vor ein Leipziger Gericht gestellt. Einer der Schergen wurde freigesprochen, während die Tat des Mörders letzter Instanz durch eine milde Bewährungsstrafe sanktioniert wurde. Begründung: die eigentlich Verantwortlichen seien in der Staatsführung der DDR zu suchen!

Gestern nun wurde auch der letzte noch inhaftierte Staatsführer der DDR - Egon Krenz - entlassen. Die von ihm verantworteten Morde werden in der Presse beschönigend "Schüsse an der Mauer" genannt - als wenn die Ostdeutschen da ein bischen in die Luft geknallt hätten. Nach weniger als 4 Jahren Haft (offener Vollzug, bei dem während des Tages das Gefängnis verlassen werden darf und der Häftling nur nachts zum Schlafen in die Anstalt kommt), geht der letzte Verantwortliche für tausende durch DDR Bürger Ermordete, Gefolterte, Inhaftierte, Traumatisierte frei seines Weges. Vorsichtige Schätzung sprechen von 190.000 Ermordeten und fast 400.000 politischen Häftlingen der DDR Diktatur nur auf dem Gebiet der ehemaligen SBZ (sovjetisch besetzte Zone).

2.000.000 Ostdeutsche(1989 2,3 Mio) von 17 Mio Einwohnern waren Mitglieder in der SED (zum Vergleich: 1935 hatte die NSDAP im gesamten Reichsgebiet etwa 2,4 Mio Mitglieder) und ca. 340.000 DDR Bürger waren hauptamtliche Mitarbeiter der STASI - die Zahl der Gerichtsverfahren und die Aufarbeitung der Vergangenheit der DDR Diktatur bleibt weit dahinter zurück. Da für die Taten während der DDR Diktatur das zum Tatzeitpunkt geltende (unrechts) Gesetz der DDR angewendet werden muß, bleiben viele Taten auf immer ungesühnt. Doch selbst die Gewaltexzesse der Ostdeutschen gegen (z. T. vermeindliche) Regimegegner, die nach DDR Gesetz strafbar gewesen sind, werden nicht weiter verfolgt.

So werden heute im Osten der Bundesrepublik Erinnerungsstätten und Mahnmale gebaut - für die Verbrechen der Deutschen in der Nazi-Zeit. Manch ein Gelände, das zunächst als Gefängnis, dann als Konzentrationslager des Nationalsozialismus, dann als Folterkeller der DDR Diktatur gebraucht wurde, errinnert in großen Lettern nur bis 1945. Andere Stätten des DDR Unrechtes werden unkenntlich gemacht und verschwinden auf immer aus dem Bewußtsein der Menschen.

Sie verschwinden aus dem Bewußtsein, wie Egon Krenz, der jetzt seine staatliche Pension als Würdenträger der DDR genießen darf, Namen wie Modrow, Mittag, Herrmann, Harder, Walde, Chemnitzer, Tisch, Hohmann, ... sind längst vergessen.

Dem Andenken an Chris soll es nach der Meinung von einigen Menschen in Ostdeutschland genauso ergehen: Nach dem Fall der Mauer wurde das Grab von Chris Gueffroy immer wieder geschändet und der Grabstein beschmiert. Das Marmorkreuz, das die Mutter auf eigene Kosten 1991 aufgestellt hatte, wurde mehrfach beschädigt und 1994 sogar entwendet.

Letzte Aktualisierung ( Saturday, 10 April 2004 )
 
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