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Eine Antwort auf die Resolution des sog. "Rüsselsheimer Kongresses" - offener Brief an M55
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Geschrieben von Tobias Heinz   
Friday, 27 February 2004
Lieber Herr Jobst, lieber Herr Geyer,

ich freue mich sehr, daß der sog. "Rüsselsheimer Kongress" sich mit der Zukunft unseres Landes und im besonderen mit der Zukunft Ihrer Stadt Rüsselsheim auseinandergesetzt hat. Ich bin sehr angetan davon, daß Sie sich auch die Zeit genommen haben, einige Zahlen und Fakten zu untersuchen und vor dieser eher unspektakulären Arbeit nicht zurückgeschreckt sind.

Ich bin natürlich nicht eigentlich dazu aufgefordert worden, auf Ihre Fragen zu antworten, habe mich aber als Bürger, der im wesentlichen die gleiche Analyse der Probleme teilt, aber zu anderen Ergebnissen kommt, angesprochen gefühlt.

Ich halte mir dabei vor Augen, daß heute die Situation noch so gut ist, wie sie auf lange Zeit nicht mehr sein wird. Die geburtenstarken Jahrgänge sind überwiegend noch im Erwerbsleben und in einer Lebensphase, die typischerweise einkommensstark ist.

Auch die Ausgaben für Bildung und Erziehung - seit Jahren absolut und pro Schüler gestiegen - verteilen sich heute auf verhältnismäßig weniger Empfänger als z. B. in den 60er, 70er und Anfang der 80er Jahren als die geburtenstarken Jahrgänge sich in Klassen mit 40 bis über 50 Schülern drängten.

Entsprechend günstig sehen aktuell auch die absoluten Zahlen bei Steueraufkommen, in der Krankenstatistik etc. aus.

- Dennoch haben wir mit immer stärker steigenden Kosten in allen diesen Bereichen zu kämpfen. Das hat meine Gedanken zu Ihren Fragen beeinflußt, die ich im folgenden ausführen möchte:


Resolution 1
Der Rüsselsheimer Kongress stellt fest,...

...dass angesichts der demografischen Entwicklung - die wir nicht zu verantworten haben - für unsere Generation die Belastungen durch den Generationenvertrag - den wir nicht unterschrieben haben - eine Rekordhöhe erreichen wird. Wir selbst werden keine Rente mehr aus diesem Vertrag zu erwarten haben, schon gar keine auf dem heutigen Niveau.


Sie gehen davon aus, daß man selbst einen Vertrag unterschrieben haben muß, um daran gebunden zu sein. Das ist aber nicht der Fall - auch wenn Sie z. B. den Vertrag / die Konvention über die Menschenrechte nicht unterschrieben haben, können Sie sich nicht darüber hinwegsetzen.

Wahrscheinlich hat jeder Beteiligte des "Rüsselsheimer Kongresses" seit er geboren wurde Leistungen aus dem Generationenvertrag erhalten, denn seine Eltern haben wahrscheinlich nicht danach gefragt, ob sie dazu verpflichtet seien, Nahrung, Kleidung, Zeit und Spielzeug zur Verfügung zu stellen. Es ist wahrscheinlich auch nicht groß danach gefragt worden, welche Klausel des Generationenvertrages bestimmt, daß Sie als Kinder keiner Erwerbsarbeit nachgehen mußten oder was eigentlich die Grundlage dafür ist, daß ein Schul- und Ausbildungswesen sowie eine Gesundheitsversorgung kostenfrei zur Verfügung gestellt werden.

Ob und wieviel unsere Generation an Leistungen in der Zukunft empfängt, das hängt ganz erheblich davon ab, wieviel zu geben sie heute bereit ist. Jeder sollte sich selbst die Frage stellen: Wie alt bin ich, welche Leistungen habe ich bis heute empfangen, was habe ich an Leistungen zurückgeben und was trage ich dazu bei, daß auch in Zukunft die Leistungen erbracht werden können, die ich selbst empfangen habe, z. B. indem ich selbst ein Stück meiner Freiheit opfere und Kinder aufziehe.

Jeder kann etwas für die Verbesserung der Struktur der deutschen Alterspyramide tun - Kinder in die Welt setzen und anständig aufziehen. Sie fragen nach einem Plan für die nächsten zwanzig Jahre. Wenn in unserer Generation in den nächsten 5 Jahren jeder drei Kinder hätte, wäre die demographische Entwicklung in 25 Jahren kein Problem mehr - und unsere Generation bräuchte sich um die Rente keine Sorge mehr machen.

Ein Vertrag verteilt Rechte und Pflichten. Sie beklagen sich darüber, daß unsere Generation wahrscheinlich die Rechte aus diesem Vertrag in 20 oder 30 Jahren nicht mehr wahrnehmen kann - sie fragen aber nicht nach den Pflichten, die heute für unsere Generation bestehen, vor allem, nachdem wir 20 - 30 Jahre lang bereits Leistungen aus dem Generationenvertrag bezogen haben.


...daß angesichts bekannter Mißstände im Bildungswesen unsere individuellen Zukunftschancen und die der ganzen Gesellschaft auf Null reduziert werden. Innovationen im Bildungswesen werden weggespart und eine nötige Erhöhung der Mittel in diesem Bereich ist überhaupt nicht angedacht.


Die Ausgaben für Bildung sind seit dem Bestehen der Bundesrepublik kontinuierlich gestiegen. Die Frage die zu stellen wäre ist doch vielmehr, wie setzt man die Mittel effizienter ein. Das statistische Bundesamt (http://www.destatis.de/basis/d/biwiku/ausgtab3.htm) nennt als Ausgaben pro Schüler an einer allgemeinbildenden Schule in Hamburg Ausgaben von 6.600 Euro pro Jahr - Bayern dagegen gibt nur 4.900 Euro aus. Trotzdem schneidet Bayern bei den einschlägigen Test (Pisa, Nectar etc.) turmhoch besser ab als Hamburg. Selbst in Schulbezirken mit gleicher Schülerstruktur (Einkommen, Ausländeranteil etc.) schneiden die Bayern signifikant erheblich viel besser ab als die Hamburger. Das eingesetzte Geld allein ist es also wohl offensichtlich nicht!

Liegt es daher am "Sparen"? Wohl kaum. Lernen ist unbestritten ein Prozeß, an dem Lehrer, Schüler und Eltern beteiligt sind. Nach einer Studie der Universität Würzburg ist z. B. für den Lernerfolg an einer Schule das unter den Schülern selbst verbreitete Lernklima ein wichtiger Faktor (s. a. Schulmagazin 5-10. Impulse für kreativen Unterricht. 71. Jg., Heft 1/2003, S. 9-12). Schüler befördern also auch selbst ihren eigenen Lernerfolg. Die Studie zeigt, daß bereits von einer zur nächsten Klassenstufe an der gleichen Schule, mit gleichen Mitteln und den gleichen Lehrern erhebliche Unterschiede im Bildungserfolg festgestellt werden können.

M. E. ist es daher viel zu kurz gegriffen, hier einseitig auf die Finanzen zu schielen. Im Bildungswesen sind erhebliche Effizienzen zu heben - nicht zuletzt bei der Motivation der Lernenden durch das gesellschaftliche Umfeld.

Es wäre angesagt, daß die gesamte Gesellschaft Aufklärungsarbeit leistet, daß sich die Schüler selbst die eigenen Lebenschancen verstellen, indem sie sich gegenüber Schule und Bildung negativ einstellen. Leistung - hier Lernleistung - muß als Wert wieder in den Vordergrund gestellt werden. Bildungserfolg und Schulerfolg müssen sich auch im persönlichen Ansehen des Schülers in seinem Umfeld widerspiegeln.

Daher wäre es auch eine Aufgabe besonders dieses Kongresses, aber auch aller progressiven Kräfte, die entscheidenden Vorbilder zu befördern. "Cool" muß sein, wer sich engagiert, wer lernt, wer sich interessiert, Dinge intelligent in Frage stellt! "Un-cool" muß sein, wer schwänzt, obstruiert, andere benachteiligt, Lehrer oder Mitschüler diskreditiert und Andere am Lernen hindert. Das müßte ein gesellschaftliches Leitbild sein.

Des weiteren sollte man sich verstärkt Gedanken machen, was im Bildungssystem denn seinen Platz haben soll. Ich selbst habe mich über Jahre in Mathematik gequält. Das Fach mit einem "hohen Ansehen" bei Lehrern und Eltern. Als Informatiker habe ich mich dann auch auf der Universität mit Mathematik abgequält. Heute als Dipl.-Informatiker kann ich mit Fug und Recht sagen: dieses Wissen hat mir weder in Punkto Persönlichkeitsentwicklung etwas gebracht noch habe ich die erworbenen Fertigkeiten jemals in meinem (unbestritten mathematik-nahen Berufsfeld) wieder gebraucht oder eingesetzt. Weg damit.

Mathematik ist nur ein Beispiel für unbrauchbare Spezialisierung auf Fakten- und Ballastwissen. Auf der anderen Seite stehen wir heute vor unbestreitbar komplexen und komplizierten gesellschaftlichen Problemen, die fast alle aus ökonomischen Entwicklungen herrühren - doch volkswirtschaftliche und betriebswirtschaftliche Zusammenhänge werden in der allgemeinbildenden Schule nicht vermittelt (vielleicht von Wirtschaftsgymnasien abgesehen). Wer kommt aus der Schule und kann einen Investitionsplan oder ein Budget aufstellen oder durchschaut die Mechanismen des Wettbewerbs?

Ein breites, allgemeinbildendes Curriculum könnte aus den gleichen (immensen) Mitteln wesentlich bessere und vor allem auch befriedigendere Ergebnisse bringen.

Mangelt es denn wirklich an Lehrstellen und Ausbildungsplätzen? Einzelne Branchen klagen über Ausbildungsabbrecherquoten von teilweise über 25% (im Durchschnitt in Baden Würtemberg z. B. ca. 18% Quelle: www.leu.bw.schule.de/ 1/data/13_veroeff__Schulabbrecher.pdf) - da ist es doch kein Wunder, daß viele arbeitende Menschen - Meister und Ausbilder -, die Tag für Tag zur Arbeit gehen, es auf einmal nicht mehr einsehen, daß sie Zeit, Geld und Engagement in die Ausbildung derer investieren, die nach wenigen Monaten einfach hinschmeißen.

Auch hier braucht es eine Sensibilisierung der entsprechenden Gruppe und ein verändertes Leitbild unter den Auszubildenden selbst. Das gleiche ähnlich gilt für Studienabbrecher, Studienfachwechsler und Langzeitstudenten, die extrem hohe Kosten mit jedem verschwendeten Semester verursachen.

Jeder von uns, der studiert hat, sollte sich ehrlich fragen, ob er nicht auch auf Kosten des Generationenvertrages mal ein "Partysemester" eingelegt hat - und das bei durchschnittlichen Kosten für das "Nur-eingeschrieben-sein" von ca. 25.000 Euro pro Semester.


... daß angesichts der dramatischen - von uns nicht verschuldeten - Finanzlage dieser Stadt, keine Partei einen ausgeglichenen Haushaltsentwurf vorlegen wird, gleichzeitig aber die Gestaltungsspielräume kommender Generationen vernichtet werden. Wir zahlen die Zeche für eine Party, auf der wir nie getanzt haben!


Diese Aussage halte ich für sehr gewagt. Wer ist noch nicht auf den Radwegen der Stadt gefahren, wer hat noch nicht die Bäder der Stadt besucht, ein Buch in der Bibliothek ausgeliehen oder eine Veranstaltung im Stadttheater besuch? Wer hat noch nicht die Fußgängerzone genutzt, ist Bus gefahren, hat mit seinem Verein gratis in den teuren Hallen der Stadt gespielt und vieles mehr? Schauen Sie doch einmal, wann diese Einrichtungen - freiwillige Leistungen der Stadt - gebaut wurden und wem sie dann zugute gekommen sind!

All das sind Leistungen, die mit den heutigen Schulden der Stadt bezahlt worden sind. Wer sich darüber beklagt, muß als erstes aufzählen, worauf er verzichten möchte - vielleicht sogar, worauf er in seiner Jugend gerne verzichtet hätte: sagen wir doch mal deutlich "Ich habe in meiner Jugend gerne im "Freibad an der Lache" Party gemacht, würde es aber heute besser gefunden haben, wenn die Stadt verantwortlich genug gewesen wäre, dieses Schuldenmonster nicht zu bauen."

Schauen Sie sich doch den Haushalt der Stadt an: die Einnahmen reichen gerade für die Personalkosten (Alternative: Leute auf die Straße setzen), die unumgänglichen Erhaltungsinvestitionen (Alternative: verrotten lassen) und die kommunalen Pflichtaufgaben (sind gesetzlich vorgegeben - über die Ausgestaltung kann man streiten).

Nehmen wir doch ein Beispiel von Neulich: ein ganz erheblicher Schuldenbringer der letzten Jahre - ausschließlich eine freiwillige Leistung der Stadt: Das enorme Defizit des Kultursommers 1999 - privat organisiert, Parties, auf denen viele junge Leute tanzten - auf den Kosten blieb letztlich die Allgemeinheit sitzen, als der Stadtkämmerer mit 160.000 DM neuem Schuldengeld einspringen mußte.

Wir, die heute bis 30-jährigen, sind die Generation, die die meisten "freiwilligen Leistungen" der Stadt genossen hat. Es ist fadenscheinig, davon zu sprechen, daß es eine Party gegeben hätte, an der wir nicht beteiligt waren. Jetzt kommt es darauf an, daß wir uns überlegen, wie wir diese Leistungen anders erbringen, als von der Stadt und dem Staat ein "rundum sorglos" Paket zu fordern.

In der sympathischen kleinen Gemeinde, in der ich jetzt wohne z. B. konnte man sich kein Freibad leisten - und die damit verbundenen hohen Schulden wollte man auch nicht in Kauf nehmen. Daraufhin hat sich eine Bürgerinitiative zusammengefunden, die auf einem gespendeten Grundstück ein eigenes Freibad gebaut hat und dieses in Eigenleistung betreibt. Der Eintritt wird vom Verein festgelegt und betrug im letzen Sommer 1 Euro (http://www.freibadainhofen.de).

In unserer Gemeinde haben sich die Jugendlichen ein eigenes Jugendhaus gebaut und halten es selbst instand! Die Betreuung wird ehrenamtlich von Bürgern der Gemeinde durchgeführt, die sich gemeinsam durch den Kreisjugendpfleger des Landkreises Dachau in Jugendarbeit haben weiterbilden lassen.

Für die kleineren Kinder haben die Bürger in Eigenleistung einen großen Abenteuerspielplatz gebaut, in dem in den Ferien durch Ehrenamtliche ein Ferienprogramm veranstaltet wird. Im Augenblick bemüht sich die SpVgg Röhrmoos um den Bau einer neuen Halle - finanziert aus Mitgliedsbeiträgen und Spenden, gebaut in Eigenleistung!


Wenn die Lage so dramatisch ist, wie behauptet, und langfristig so bleibt, warum entwirft dann niemand eine Neustruktur die unsere Stadt unter diesen Bedingungen handlungs- und überlebensfähig macht? Im Moment ist es gängige Politik, dass einfach da gespart wird, wo es keine Lobby gibt. Diese Handlungsweise ist konzeptlos, schafft keine neuen Strukturen und bietet zukünftigen Generationen keinerlei Planungssicherheit.
Wir werden das so nicht mehr hinnehmen. Wir wissen, dass die Ursachen der Finanzmisere nicht nur auf kommunaler Ebene liegen, wir erwarten aber, dass unsere Kommune die daraus resultierenden Probleme angeht. Deshalb wollen wir Antworten auf unsere Fragen - vom Magistrat und von jedem einzelnen Stadtverordneten:

Wer von Ihnen hat ein Finanzierungskonzept, daß die Herausforderungen der nächsten 20 Jahre bewältigen kann?




Ein Finanzierungskonzept für 20 Jahre zu fordern, zeigt, wie wichtig eine ökonomische Grundbildung in der Schule wäre. Allein die Forderung ist wenig sinnvoll - ein 20-jahres Plan ist sogar völlig unsinnig. Im Sozialismus ist man z. B. schon an Fünfjahresplänen gescheitert.

Wichtiger als ein solcher Plan, der wahrscheinlich nach wenigen Monaten schon Makulatur wäre, sind einfache Grundprinzipien:

1) Wer bestellt, bezahlt: Das heißt, daß jeder, der eine Leistung fordert, auch dafür sorgen muß, daß diese finanziert wird - und zwar nicht durch Einsparungen bei anderen, sondern durch frisches Geld!

2) Man kann nicht mehr Geld ausgeben, als man einnimmt. Alles was an Ausgaben über die eingenommenen Mittel hinausgeht (und da sind die Zins und Tilgungszahlungen für vergangene Ausgaben zu berücksichtigen) wird rigoros (gleichmäßig bei allen Leistungen) gestrichen.

3) Personalkosten dürfen kein Tabu sein. Heute wird mehr als die Hälfte des städtischen Haushalts für Personalkosten ausgegeben. Viele der öffentlichen Angestellten haben aber bei Rückführung der Aufgaben der Stadt nichts mehr zu tun. In vielen Fällen löst diese Unterbeschäftigung sogar eine sinnlose Regelungswut (z. B. Bauauflagen etc.) aus, die die Wirtschaftsleistung der produktiven Bürger der Stadt sogar noch beeinträchtigt, behindert und herabsetzt.

Wie in jedem sanierungsbedürftigen Unternehmen dürfen Kündigungen deshalb kein Tabu sein. Einschlägige Beispiele zeigen, daß Unternehmen schon wenige Jahre nach einer Sanierung in der Regel mehr Beschäftigte haben, als das marode Unternehmen vor einer Sanierung (die mit signifikanten Entlassungen verbunden war) - als Beispiel können hier z. B. die Sanierungsfälle der 80er und 90er Jahre Lufthansa, FAG Kugelfischer oder Fresenius dienen.



Wie sieht dieses Konzept aus und bis wann wird es umgesetzt werden?

Demokratie ist immer die Suche nach Kompromissen. Wenn sich aber jeder an die drei einfachen Regeln hält, dann läßt sich ein ausgeglichener Haushalt auch in absehbarer Zeit realisieren. Jeder Haushaltstitel muß jedes Jahr auf den Prüfstand und der Empfänger/Nutznießer der Leistung müßte jedes Jahr aufs neue die Finanzierung ausarbeiten.

Man muß darüber hinaus berücksichtigen, daß ein wesentlicher Faktor das Wirtschaftswachstum in der Eurozone ist. Wirtschaftswachstum hängt aber wesentlich von der Befreiung der Kräfte ab, die Leistungen erbringen, die am Markt zu mindestens kostendeckenden Preisen nachgefragt werden.

Schon heute ist die Bürokratie einer der wesentlichen Kostentreiber in einem Unternehmen. Von der Gehaltsabrechnung über die Steuerverwaltung bis hin zu Umweltauflagen, Arbeitsschutz etc. werden bis zu 20% der Kosten eines Unternehmens verursacht.

Das heißt, daß eine Vereinfachung alleine schon einen wichtigen Wachstumsimpuls geben kann.

Darüber hinaus muß sich auch endlich die Überzeugung durchsetzen, daß der Staat Geld nicht besser ausgibt als die Bürger. Jeder Zent Steuern und Abgaben, die der Staat von seinen Bürgern einzieht, ist eine Behauptung, daß der Staat dieses Geld besser ausgeben kann als seine Bürger. Der Beweis für diese These fehlt aber bis heute - eher wird permanent das Gegenteil bewiesen!

Eine einfache Gleichung heißt: Reicher Staat - arme Bürger. Heute liegt die Staatsquote bei ca. 40% - das heißt, daß von jedem Euro, den wir verdienen, 40 Zent durch den Staat ausgegeben werden.

Die Steuereinnahmen des Bundes z. B. sind seit 1960 bis heute kontinuierlich gestiegen (sogar 2003 stiegen die Steuereinnahmen gegenüber 2002 um 0,2%, Ausnahmen eines Einnahmerückgangs gab es überhaupt nur in 1988 (-0,5%) und 1996 (-5,5%)) - das heißt, das der Staat jedes Jahr mehr Steuern einnimmt - nur leider jedes Jahr eben auch überproportional mehr ausgibt. (Quelle: Statistisches Bundesamt).

Auch hier kann man eine einfache Regel formulieren: Die Ausgaben dürfen nicht schneller steigen als die Einnahmen.



Was werden Sie konkret in nächster Zeit dafür tun?


a) ein drittes Kind bekommen - zwei haben wir schon.

b) mich weiter ehrenamtlich für die Dinge engagieren, die ich selbst auch nutzen möchte.

c) mich dafür einsetzen, daß die Preise für kommunale Leistungen sich an den tatsächlichen Kosten orientieren.

d) Weiter für gemeinnützige Dinge spenden und die Spenden von der Steuer absetzen - so entscheide wenigstens ich, wem das Geld zugute kommt.



Wie soll der für die Zukunftanforderungen nötige Umbau im Bilddungsbereich realisiert werden, wenn zugleich in der gesamten Verwaltung überholte Strukturen herrschen?

Weshalb ist niemand von Ihnen in der Lage klar und verlässlich zu benennen, welche Aufgaben in Zukunft von städtischer Seite noch übernommen werden und welche nicht?



Die Zukunft ist immer nur begrenzt planbar. Aufgaben werden von verschiedener Seite auf die Kommunen verteilt, Bund, Land, Kreis können Aufgaben zuteilen, ohne daß die Kommunalpolitik direkt daran beteiligt ist.

Daher ist es wichtig, daß sich die Bürger jetzt schon dafür einsetzen, die Aufgaben, die Ihnen wichtig sind, selbst zu übernehmen oder sich in starkem - proportionalen Maße an den Kosten zu beteiligen. Etwas ohne Gegenleistung nutzen zu dürfen, z. B. Sporthallen, Theater, Bibliothek etc. heißt letztlich nur, daß jemand anders dafür zahlen muß. Wenn also z. B. 10% der Bürger die städtischen Hallen umsonst nutzen (als diejenigen, die in einem Verein organisiert sind), heißt das, daß die übrigen 90% der Bürger ohne Gegenleistung an den Kosten beteiligt werden.

Wir müssen also dahin kommen, daß jedem klar ist: wenn eine Gruppe von Bürgern fordert, daß sie etwas "unentgeltlich" oder "gratis" nutzen oder zur Verfügung gestellt haben möchten, dann fordert diese Gruppe, daß die Kosten dafür von anderen bezahlt werden. Jeder Antrag in dieser Richtung sollte also formuliert werden müssen: "Wir XYZ möchten, daß alle Bürger Rüsselsheims uns ¤XXX bezahlen". Für XXX kann man dann z. B. "Nutzung des Stadttheaters", "das Rind" oder "die städtischen Sportanlagen" etc. einsetzen.

Grundsatz muß sein: es gibt keine gesellschaftlich wünschenswerteren oder höherwertigeren freiwilligen kommunalen Leistungen als andere. Ein Kultursommer ist nicht wervoller als der Weihnachtsmarkt ist nicht wertvoller als der Gardetag ist nicht wertvoller als die Bibliothek ist nicht wertvoller als das Jahrestreffen des Manta-Fan-Clubs oder das Fest der Schrebergärtner - wenn es freiwillige Leistungen gibt, sollten diese sich daran orientieren, wievielen Rüsselsheimer Bürgern sie zugute kommen. Wenn die Schrebergärtner nach 1000 Euro Zuschuß fragen und das "Bündnis Rüsselsheimer Aktionskünstler", ich würde die 1000 Euro denen zugute kommen lassen, die ein größeres Publikum ansprechen - denn auch das muß gelten: jeder Rüsselsheimer Bürger ist gleich (!!!) und begrenzte Mittel müssen möglichst effizient eingesetzt werden.

Ein anderes Beispiel: Welchen Stellenwert sollte Tischkultur und Kulinarik im städtischen Budget haben?

Keiner kommt ernsthaft auf die Idee, daß eine Stadt z. B. einen ausgebildeten Spitzenkoch beschäftigen muß und ein städtisches 3 Sterne Restaurant betreiben soll, das interessierten Bürgern für einen stark subventionierten Preis die hohe deutsche Küche und die unterschiedlichen Esskultur(en) der Welt nahebrächte und z. B. ein oder mehrmals im Monat ein stark subventioniertes Bankett veranstaltet. Dasselbe sollte auch für andere Kultur gelten - jeder muß sich daran gewöhnen, daß er den Preis zahlen muß, der dem Wert des Gutes entspricht.




Warum bekommt man in städtischen Ausschüssen - wie im Kulturausschuss beispielsweise - auf Fragen zu Sparplänen keine Antworten?



Ich bin oft bei den Ausschüssen und Sitzungen unserer Gemeinde und meine Fragen sind bisher immer noch alle beantwortet worden. Ich kann dieses Statement nicht nachvollziehen. Auch auf meine Briefe an unseren Bürgermeister und meine Wahlkreisabgeordnete habe ich persönliche und ausführliche Antwort erhalten.

Darüber hinaus sind Informationen umfangreich vor Ort, in den Archiven und im Internet zugänglich. Da kann ich mich über viele Fakten selbst informieren ohne daß jemand mir die benötigten Informationen mundgerecht aufbereiten muß.

Mit freundlichen Grüßen,
Druento (IT), 23. Februar 2004

Tobias Heinz
Unteranger 3
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