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Ermordeter Dennis (6 Jahre) neun Monate in der Kühltruhe
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Geschrieben von Tobias Heinz   
Thursday, 01 July 2004

Zeichnung eines SechsjährigenMir hat es fast das Herz gebrochen, als ich heute die Leidensgeschichte des kleinen Dennis (6 Jahre alt) aus Ostdeutschland gelesen habe, die heute - 1 Juli 2004 - auf Spiegel Online veröffentlicht wurde:

Nicht nur, daß die ostdeutschen Eltern ihren Sohn grausam zu Tode gefoltert haben "Nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft war Dennis drei Jahre vor seinem Tod zum letzten Mal beim Arzt. Dann folgte ein Tortur: Die Mutter soll das Kind ans Bett gekettet und geschlagen haben. Die Obduktion ergab, daß Dennis zum Todeszeitpunkt extrem unterernährt war."

-- Nein, die Eltern haben auch nach dem Tode des Kindes weiter Sozialhilfe und Kindergeld für den ermordeten Sohn erhalten, dessen Tod sie nicht meldeten und den sie über zwei Jahre lang in einer Kühltruhe in der vom Sozialamt bezahlten Wohnung aufbewahrten. Erst als die Kühltruhe nach Jahren versagte, wurden Nachbarn auf den Verwesungsgeruch aufmerksam - die Behörden merkten über Jahre - trotz Hausbesuchen und Eintreten der Schulpflicht - nichts. Den Behörden haben Sie dabei immer wieder Ammenmärchen über den Verbleib von Dennis aufgetischt, die nie überprüft wurden.

"In der Kneipe "Zur Platane" gehörte das Ehepaar samt Kindern zu den Stammgästen. Immer zum Monatsanfang und zur Monatsmitte kamen sie zum Feiern, berichten Gäste. Immer dann, wenn das Geld vom Sozialamt und das Kindergeld in die Familienkasse kam. Vater Falk B., 36, ist arbeitslos. Die Familie lebt von Sozialhilfe und Kindergeld. Regelmäßig besuchen Sozialarbeiter die Familie. Und auch ihnen erzählt die Mutter immer wieder dieselbe Geschichte. Obwohl es diverse Kontakte zwischen Behörden und Familie gibt, flog die Lügengeschichte nicht auf."

Die Familie wurde zweimal im Monat von einem Sozialarbeiter besucht und alle drei Wochen vom Jugendamt. Nachdem Dennis eigentlich schulpflichtig geworden war, gab es auch Besuch von Schulamt. Mit simplen und abstrusen Lügen wurden die (wohl nicht allzu interessierten öffentlichen Angestellten) abgewimmelt. Keiner fragte nach oder prüfte die offensichtlichen Lügengeschichten.

Wenn unsere aufgeblähte Sozialbürokratie den Tod des kleinen Dennis nicht verhindern kann, wenn es neun Monate dauert bis das bemerkt wird, obwohl der ganze teure Aufwand mit Sozialamt, Sozialarbeitern, persönlicher Betreuung etc. getrieben wird - dann ist das ganze System der sozialen Sicherung meines Erachtens grundlegend in Frage zu stellen.

Warum müssen wir es hinnehmen und noch mit Geld honorieren, daß Leute, die ihre Kinder verkommen und verwahrlosen lassen - hier in diesem Falle sogar grausam umkommen lassen - von der Allgemeinheit auch noch Bargeld erhalten. Warum müssen wir uns eine Armee von Sozialarbeitern und ähnlichen Gesellen leisten, die offensichtlich ihre Arbeit völlig unzureichend erfüllen? Welchen Anspruch stellen wir eigentlich an diesen Staat - und müssen wir nicht nach diesem jämmerlichen Versagen erkennen, daß wir diesem viel zu hohen Anspruch mit noch so viel Geld nie gerecht werden können?

Wären die Leistungen anstatt anonym als Bargeld auf das Konto des Vaters, in Form von Lebensmitteln geflossen, Dennis wäre nicht verhungert, er hätte mindestens jeden Tag eine warme Suppe und ein Stückel Brot gehabt - sein Vater hätte das Kindergeld und die Sozialhilfe des kleinen Kerls nicht in der Kneipe in Schnapps umsetzen können.

Viele werden jetzt sagen: "Diese Taten sind aber die Verantwortung der Mutter und des Vaters gewesen", verkennt, daß unsere Gesellschaft diese Eltern schon lange aus jeder Verantwortung entlassen hat. Diese Eltern sind von unserer Gesellschaft aus der Verantwortung für ihr Leben entlassen worden. Ihnen ist klargemacht worden, daß sie nun unter der Obhut des Staates stehen - alle zwei Wochen Besuch vom Sozialarbeiter, Jugendamt, Schulamt. Die Verantwortung hat der Staat an sich gerissen. Wie kann man da noch darauf hoffen, daß sich ein Mensch, der sich nicht einmal mehr für das eigene Leben verantwortlich fühlt, für das Leben seiner Kinder verantwortlich zeigt?

Würde statt einer herzlosen und im wesentlichen nicht an den Menschen interessierten Bürokratie eine direkte nachbarschaftliche Hilfe stehen, würde man damit beginnen die Menschen direkt bei ihrer eigenen Verantwortung zu packen - es könnte solche Auswüchse nicht geben. Wenn ein Arbeitsloser oder Sozialhilfeempfänger über den Tag hinweg schon sehr viel mehr verfügbare Zeit hat, warum kann man ihn nicht dazu verpflichten, sich wenigstens um seine Kinder zu kümmern?

Eltern Angelika und Falk B. - wollen nichts gewußt haben! Laut einem Artikel in der Berliner Kurier vom 12. Aug 2004 hat die Mutter keine Schuldgefühle. Sie hofft nur, dass es bald vorbei ist und die Familie wieder zusammenkommt. Ihr Sohn Dennis, der zwei Jahre lang tot in ihrer Kühltruhe lag, ist für sie kaum die Rede wert.

"Er ist jetzt in einem anonymen Grab und soll da seine Ruhe finden." Das sagte Hausfrau Angelika B. (43), als sie vom ProSieben-Magazin "taff" zu ihrer Schuld am Tod des Sohnes befragt wurde. Sie habe damit gerechnet, dass die Leiche irgendwann entdeckt wird, "doch ich habe die Gedanken weggeschoben", sagte sie.

Nur bei der Beerdigung kamen Gefühle hoch. Schlimmer aber war die U-Haft: "Habe die ersten Tage kaum geschlafen, nur gegrübelt. Die anderen haben getuschelt, die wussten wer ich bin." Jetzt ist Angelika B. frei, machte sich mit ihrem Mann Falk (36) auf zum Jugendamt. Beide wollen die vier jüngsten Kinder zurück, die seit dem Fund im Heim leben.

Der Staatsanwalt konnte den Eltern keine Schuld nachweisen. Vielleicht kommen sie mit einem Bußgeld davon, für die Leiche in der Truhe. Dafür wurde jetzt gegen die Behörden Anzeige erstattet.

Dennis ist kein Einzelfall. Extreme Fälle wie dieser, oder der Fall der ostdeutschen Sozialhilfeempfängerin, die ihre beiden Kinder 3 und 1 Jahr alt, zwei Wochen alleine in der Sozialwohnung ließ, wo sie kläglich verdursten mussten, sind doch nur die Spitze des Eisbergs. Die Stadtviertel, die im Bürokratendeutsch "soziale Brennpunkte" heißen, sind doch voll von verwahrlosten Kindern, die als Erwachsene wieder nur Sozialhilfeempfänger sein werden.

Nach dem Krieg gab es für die meisten Menschen fast nichts. Eltern arbeiteten von früh bis spät um ein paar Krümel für ihre Familie zu erwerben - ohne Sozialarbeiter und die ganzen anderen Betreuer und natürlich ohne staatliche Unterstützung. Und doch wurde nach einem Tag voll harter, meist unbezahlter Arbeit gemeinsam geteilt. Welche Mutter oder welcher Vater hätte ein Stück Brot gegessen bevor ihr kleiner Junge seinen Teil gehabt hatte?

Vor lauter Gier nach Staatsknete wird heute der ermordete Dennis in der Kühltruhe eingefroren. Vor lauter Gleichgültigkeit bemerken die teuren Bürokraten garnichts - es sei denn, einen falsch ausgefüllten Antrag, aber im Anträge bestmöglich ausfüllen sind viele Sozialhilfeempfänger anscheinend sehr versiert.

Das ist doch absurd ... Allein der Gedanke an den kleinen Kerl, Dennis, wie er da in Ostdeutschland trotz Sozialhilfe, Sozialarbeitern, Jugendamt, Schulamt und Kindergeld verhungert ist, bricht mir das Herz. Wenn das passieren kann, gibt es keine soziale Rechtfertigung für das sog. "Sozialsystem in Deutschland" mehr.

Update: Die Cottbusser Oberbürgermeisterin Karin Rätzel(parteilos, lange als Direktorin eines VEB in der DDR tätig) will keine groben Pflichtverletzungen des Jugendamtes erkennen. Zwar hätten die Mitarbeiterinnen die Lage in der Familie falsch eingeschätzt. Dies sei aber nicht aus grober Fahrlässigkeit geschehen, sondern die Einschätzung habe sich "nur aus heutiger Sicht als falsch erwiesen", sagte Rätzel nach der Sitzung des Jugendausschusses. Die Polizei hatte die Überreste des Toten am Montag vergangener Woche bei einer Hausdurchsuchung gefunden. Er soll zweieinhalb Jahre lang in der Kühltruhe in der Küche gelegen haben, in dem neben den arbeitslosen Eltern sieben weitere Kinder lebten.

Den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zufolge hatte die 43-jährige Frau den Jungen häufig ans Bett gefesselt und ihm wenig zu essen gegeben. Er soll zum Zeitpunkt seines Todes völlig abgemagert gewesen sein. Die genaue Todesursache ist nach wie vor unklar, wie eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft sagte.

Dagegen hat das Brandenburger Bildungsministerium schwerwiegende Versäumnisse der Cottbusser Behörden festgestellt. Die Arbeit der zuständigen Ämter sei fachlich problematisch und rechtlich zu beanstanden, hieß es in einem Prüfbericht, den Bildungsminister Steffen Reiche am Dienstag im Jugendausschuss des Potsdamer Landtag gab. Der SPD-Politiker forderte dienstrechtliche Konsequenzen. Insbesondere kritisierte er, dass die zwingend vorgeschriebenen schulärztlichen Untersuchungen unterblieben und trotz Verschwindens des Jungen keine Atteste gefordert wurden. Kein Mitarbeiter der beteiligten Behörden habe trotz zweieinhalbjährigen Verschwindens des Kindes "den Versuch einer Klärung unternommen", heißt es im Prüfbericht.

In Cottbus ist übrigens die PDS zweitstärkste Fraktion.

Letzte Aktualisierung ( Saturday, 11 September 2004 )
 
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