Bei einem Gespräch letzte Woche mit einem Top-Manager aus einem Großunternehmen der deutschen Wirtschaft, brachte dieser eine interessante Überlegung zum Abbau von Arbeitsplätzen in Deutschland vor, die so in der Öffentlichkeit selten zu hören ist:
- Wir kennen Prozesse des Strukturwandels seit Jahren. Oft ist bemängelt worden, daß sich z. B. die Unternehmen die als Kohleförderer oder Eisenerzabbauer arbeiteten, zu langsam und zu spät auf das Ende der Kohle und des Eisenerzes eingestellt haben.
Jeder wird verstehen, daß ein Unternehmen nach Ausweichstrategien sucht, wenn die Grundlage des Geschäftes zuende geht. Ein Kohleförderer z. B. wird, wenn keine Kohle mehr zu fördern ist, sein Geschäft aufgeben müssen, denn irgenwann wird die Förderung selbst wenn noch Kohleflöze verblieben sind, im internationalen Vergleich zu teuer.
Die dramatischen Einbrüche, die nach Jahrzehnten, in denen das Ende der Kohle vorausberechenbar war, sich ereignet haben, haben in den Unternehmen immer wieder die Frage aufgeworfen:
Wenn doch das Ende der Kohlevorkommen doch zeitig absehbar und vorausberechenbar war, warum ist das Geschäft nicht rechtzeitig angepasst worden, warum hat man solange gewartet?
- Vor dem gleichen Phänomen stehen deutsche Unternehmen im Hinblick auf den "Rohstoff Arbeit" heute. Die Bevölkerungsentwicklung wird uns, nachdem wir aktuell schon einen Mangel an höchstqualifizierten Spazialisten haben, einen breiten Mangel an Arbeitskräften beschehren.
Für viele deutsche Unternehmen sind aber die Mitarbeiter der wichtigste Rohstoff. Es ist absehbar und vorausberechenbar, daß aufgrund der Geburtenraten und Ausbildungsstatistiken (abgeschlossene Berufsausbildung) hier in Deutschland, bereits ab 2012 ein Mangel an Fachkräften und ab 2016 ein allgemeiner Mangel an Arbeitskräften eintreten wird.
Die Unternehmen haben aus den Erfahrungen des Strukturwandels gelernt und stellen sich auf dieses Zuendegehen des "primären Rohstoffes" ein, denn es ist absehbar, daß bei immer knapperem Angebot sich sonst der Preis extrem verteuern wird. Solange darüberhinaus die Finanzierung der Sozialsysteme nicht reformiert ist, ist ebenfalls vorausberechenbar, daß sich mit der Überalterung und der zu 50% mitfinanzierten Renten und Sozialversicherungsausgaben automatisch auch die Arbeitskosten der Betriebe erhöhen werden, auch wenn bei der Arbeitslosenversicherung eine Erleichterung zu erwarten ist. Dies ist ein ökonomisch rationales Vorgehen und bei einem Horizont von 7 - 10 Jahren und den Vorlaufzeiten, die notwendig sind, um den Mitarbeiterstand anzupassen auch nur in diesen Zeiträumen möglich.
Bei der aktuellen politischen Situation, die Geburten und Geburtenrate nicht als primäres Wirtschaftsthema anerkennt, bleiben den Unternehmen so nur zwei Strategien, denn sie selbst können auf die Geburtenrate keinen Einfluss nehmen: - Arbeitskräfte abbauen, Tätigkeiten automatisieren, - Arbeit ins Ausland verlagern, wo der "Rohstoff Arbeit" noch bis in absehbarer Zeit in ausreichender Qualität und Quantität vorhanden ist.
Wenn an dieser Überlegung tatsächlich etwas dran ist, dann wird es höchste Zeit, eine Bevölkerungspolitik auf die Agenda zu setzten, die so schnell als möglich die Geburtenrate steigert. Bevölkerungspolitik ist einer der Kern Kompetenz und Aufgabenbereiche der Politik. Kein Unternehmen kann auf die Bevölkerungsentwicklung entscheidend einwirken. Das Mandat der Politik ist also: Eine gesunde Geburtenrate (2.3 Geburten pro Frau) pro erreichen. Sobald eine gesunde Geburtenrate erreicht ist, könnte sich dann der Abbau der Arbeitsplätze entsprechend verlangsamen. Das Vertrauen in die Leistungsfähigkeit der deutschen Bevölkerung wäre gesichert.
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