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Missbrauch von Sozialleistungen - Beirag aus dem MDR |
Geschrieben von MDR Exakt
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Saturday, 09 April 2005 |
Der Originalbeitrag steht hier. Die
sozialen Systeme stehen auf dem Prüfstand, überall muss gespart werden.
Doch einige Sozialhilfeempfänger wollen ihre Anspüche deswegen nicht
überdenken oder beschränken.
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Sozialhilfeempfängerin Ute B.
wohnt in einer Sechs-Zimmer-Wohnung. 120 Quadratmeter für sie und ihre
drei Töchter. Kontrolleurin Sybille Heimbürge ist beeindruckt. Denn
möbliert ist das Ganze mit Harfe und Antiquitäten. Für Miete und
Lebensunterhalt zahlt das Amt.
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O-Ton: Ute B., Sozialhilfeempfängerin "Das ist die Küche. Da habe ich zurzeit die kleine Flamme an, weil es so kalt ist."
Dennoch
ist Ute B. mit ihrer Wohnung kolossal unzufrieden. Denn sie hat
Ofenheizung. Und auf die hat sie nach fünf Jahren keine Lust mehr. Ute
B. will deshalb umziehen.
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O-Töne: Sybille Heimbürge und Ute B. "Wie groß ist denn die neue Wohnung?"
"110 Quadratmeter."
"110 Quadratmeter. Die ist aber zu groß."
"Die war ja auch zu groß."
"Ja, das ist richtig. Aber die 110 Quadratmeter werden Sie nicht bewilligt kriegen."
"Aber meine Große ist ja jetzt in Ausbildung."
"Das
hat damit nichts zu tun. Die ist zu groß. 110 Quadratmeter. Haben Sie
sich eigentlich mal vorher informiert, auf dem Sozialamt?"
"90 Quadratmeter stehen mir zu. Aber ich kann doch deshalb hier nicht die Möbel wegwerfen."
Dass
eine so große Wohnung vielleicht zu teuer ist, interessiert Ute B.
nicht – Warum auch, schließlich zahlt ja das Amt. Und weiteren
Diskussionsbedarf sieht sie nicht. Schließlich ist der neue Mietvertrag
längst unterschrieben.
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O-Töne: Ute B. und Sybille Heimbürge "Was anderes bringt nur Ärger, wieder Ärger. Was soll denn das dann. Ich meine, dann ist sie zu klein. Dann ist sie zu ..."
"Haben Sie denn die Wohnung hier schon gekündigt?"
"Na klar. Ein Vierteljahr muss man ja vorher kündigen."
"So. Wie lange sind Sie denn jetzt beim Sozialamt anhängig?"
"Durch die Scheidung. Seit dem Datum."
"Seit
einem guten Jahr, sagen wir mal. Dann müssten Sie doch eigentlich
wissen, dass wenn man beim Sozialamt ist, man für alles einen Antrag
stellen muss."
Denn wenn das Sozialamt die Miete zahlt,
entscheidet es selbstverständlich auch, ob die neue Wohnung angemessen
ist. Oder – wie im Fall von Ute B.s Traumquartier – eben nicht.
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O-Töne: Ute B. und Sybille Heimbürge "Ich will umziehen. Sie sind jetzt da und Sie müssen sich das jetzt von mir anhören."
"Ich muss mir gar nichts anhören."
"Ich muss mir das auch nicht von Ihnen anhören, in dieser Art und Weise."
Und dann fällt Ute B. ein, dass das Sozialamt ihr auch noch einen Spediteur zahlen soll.
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O-Töne: Sybille Heimbürge und Ute B. "Also ich selber bin schon sieben Mal umgezogen und da habe ich auch keinen großen LKW mitgenommen."
"Aber
Sie sind zu zweit umgezogen. Das sind zwei Betten. Ich habe aber
mindestens vier Betten. Das ist die vierfache Menge, also das ist
doppelte Menge von dem, was Sie haben. Wie deutlich soll ich es denn
noch sagen."
"Dann dauert es vielleicht drei Stunden länger, der Umzug."
"Aber das kostet auch ein bisschen mehr Kraft."
"Das kann man doch auch auf zwei Tage verlagern."
"Ja ist schon gut."
Ute B. ist zutiefst empört darüber, dass Sybille Heimbürge ihr den First-class-Umzug verweigert.
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O-Ton: Sybille Heimbürge "So, da schauen wir mal."
Der
nächste Fall: Hier lebt Petra B. Angeblich vom Mann verlassen und
völlig mittellos. So verarmt, dass sie sogar Lebensmittelgutscheine
erhalten hat, um nicht zu verhungern. Die Sache mit den Gutscheinen
soll Sybille Heimbürge jetzt nachkontrollieren.
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O-Töne: Sybille Heimbürge und Petra B. "Sie
haben kürzlich einen Warengutschein bekommen, weil sie mittellos waren.
Sie hatten nichts zu essen, nichts zu trinken und so weiter. Es ist
normal, ist verständlich, ist okay. Nun erklären Sie mir aber bitte,
wie ist es möglich: Sie haben den Warengutschein eingelöst, sie haben
etwas über den Warenwert des Gutscheins gekauft."
"Ja, 4,75 Euro."
"Und da legen sie 200 Euro bar hin."
"Ich?"
"Erklären Sie mir das bitte."
"Ich habe doch keine 200 Euro hingelegt."
"Das können wir beweisen am Kassenbeleg."
"Zwanzig Euro."
"Zweihundert Euro."
"Zwanzig."
"Zweihundert Euro stehen auf dem Kassenbon."
"Nein, Nein. Zwanzig Euro. Wo hab ich den Kassenbeleg, den habe ich noch irgendwo."
"200 Euro. Wir haben ja den Originalkassenbeleg."
"Nein, Nein. Zwanzig Euro. Schluss."
Der
Supermarkt hat den Gutschein zusammen mit dem Kassenbon beim Sozialamt
abgerechnet. Und so flog auf, dass die angeblich Mittellose immerhin
einen Zweihundert-Euro-Schein im Portemonnaie hatte. Auch ansonsten
macht die Wohnung so gar keinen mittellosen Eindruck. Nach ein paar
Minuten lässt sich Petra B. eine Erklärung einfallen.
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O-Töne: Petra B. und Sybille Heimbürge "Da
habe ich ihr aber auch gesagt, dass ich mir Geld geborgt habe bei
Leuten. Mir hat ja keiner geholfen. Und da wusste sie, dass ich mir 500
Euro geborgt habe."
"Und dann kriegen Sie noch einen Warengutschein für Lebensmittel?"
"Na, ich hatte ja nichts mehr."
"Ja wenn Sie sich 500 Euro geborgt haben, da können Sie sich doch auch was zu essen kaufen!"
Aber
damit nicht genug. Auch die Geschichte mit dem untreuen Ehemann, der
angeblich ausgezogen sein soll, kommt Sybille Heimbürge reichlich
merkwürdig vor.
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O-Töne: Sybille Heimbürge und Petra B. "Wo wohnt er denn jetzt?"
"Das weiß ich nicht."
"Sie sind zusammen hierher gezogen."
"Nein."
"Und er ist immer noch hier gemeldet."
"Hier gemeldet, dass stimmt."
"Bloß, wo wohnt er?"
"Ich habe gehört, dass er zur …straße 38 eingezogen ist."
"Nehmen Sie es mir nicht übel, aber das glaube ich Ihnen nicht."
Denn unter der angeblichen neuen Adresse wohnt lediglich der erwachsene Sohn.
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O-Töne: Sybille Heimbürge und Petra B. "Na
ja, dass muss jetzt noch geprüft werden. Normalerweise müsste ich jetzt
noch mal in Ihr Schlafzimmer. Das wir dort noch gucken. Ob da jetzt
noch Sachen von ihm sind."
"Da ist noch nicht alles geholt. Das sage ich Ihnen, so wie es ist."
"Und seit Juli ist er ausgezogen."
"Seine Sachen sind noch da."
Übrigens:
Eben sagte Petra B. noch, er sei gar nicht hier eingezogen. - Für
Sybille Heimbürge ist Petra B. als Schwindlerin überführt.
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O-Töne: Sybille Heimbürge und Petra B. "Es wird wahrscheinlich erst mal eingestellt."
"Was soll ich denn dann machen, jetzt. Ohne Geld leben."
"Weiß ich nicht."
Eine
neue Geldquelle wird die einfallsreiche Frau schon auftun, glaubt die
Kontrolleurin. Während Petra B. anfängt, hektisch zu telefonieren,
befragt Sybille Heimbürge noch schnell Nachbarn.
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O-Ton: Sybille Heimbürge "Also
ich habe jetzt gerade die Hausbewohnerin, die ich noch durch Zufall
angetroffen habe, gefragt, ob der Ehemann immer nach Hause kommt. Und
so wie sie es beobachtet, kommt er täglich nach Hause nach der Arbeit.
Also versucht Sie uns hier die Taschen vollzuhauen vom Allerfeinsten." | |
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