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Moral und Sittlichkeit - die langen Schatten der 2. deutschen Diktatur
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Geschrieben von Tobias Heinz   
Friday, 05 August 2005

Schatten der DDR

Die neue Linkspartei - tatsächlich die alte SEDMitten in die ungebrochene Welle der Ostalgie, das Gefühl, in der DDR mitten in einer anheimelnden Gemeinschaft gelebt zu haben, das Gefühl, in der DDR wäre es wärmer und mitmenschlicher zugegangen, und die Überzeugung, daß den Menschen im Osten etwas von dieser Gemeinschaft "weggenommen" worden wäre; mitten in diese Flut des Selbstmitleids und der Nostalgie platzt die Nachricht über den 9-fachen Kindesmord in Frankfurt an der Oder. Seit 1988 - also während die DDR noch intakt war und kaum jemand an die Wiedervereinigung dachte - hatte niemand die Schwangerschaften oder gar die Kindesmorde entdeckt.

So schrecklich diese Tat auch ist - sie ist kein Einzelfall. Bereits 1990 standen in der DDR ein Ehepaar aus Wernigerode vor den DDR Richtern, die mindestens fünf eigene Kinder getötet hatten. Auch damals wollte niemand etwas bemerkt haben. Weder bei den DDR Behörden noch bei den Nachbarn oder Kollegen waren die Schwangerschaften oder die Kindermorde aufgefallen.

Immer wieder sind in den letzten Jahren Kindesmorde publik geworden. Immer wieder kamen schreckliche Nachrichten überproportional oft auch aus den neuen Ländern oder von Menschen die im Osten aufgewachsen sind - viele dieser Taten, wie die Leidensgeschichte von Dennis bezeugen eine ungeahnte sittliche und moralische Verrohung - und auch in diesem Falle hatte über Jahre niemand "etwas bemerkt" (der Junge war gefoltert worden, dann verhungert, dann über drei Jahre in einer Kühltruhe aufbewahrt worden, denn die Eltern wollten weiterhin das Kindergeld beziehen).

Das dies keine Folge der Wiedervereinigung ist, belegen Studien wie: "Tödliche Kindesvernachlässigungen in der DDR im Zeitraum 1.1.1985 bis 2.10.1990", in der insgesamt 172 Tötungsdelikte an Opfern unter 18 Jahren untersucht wurden. Die Studie kommt zu dem Ergebnis, daß sich die emotionalen Bindungen der Familie in der DDR gelockert hatten. Mit der Folge, daß die Schwächsten - Kinder (aber auch Alte) - zu Opfern von Gewalt wurden, die normalerweise innerhalb der Familie nicht vorkommt, bzw. gesellschaftlich geächtet ist (Normenkanon).

So ist es auch nicht verwunderlich, wenn der Kriminologe Christian Pfeiffer nach Untersuchung der bekannt gewordenen Fälle seit 1985 feststellt: "Das Risiko eines Kindes, bis zum Alter von sechs Jahren von seinen Eltern getötet zu werden, ist im Osten drei bis vier Mal höher als im Westen". Auf ein durch die Eltern getötetes Kind im Westen kommen also vier getötete Kinder im Osten.

Eine echte Gemeinschaft zeichnet sich dadurch aus, daß Sie zum einen Werte entwickelt und bewahrt, zum anderen Sozialkontrolle und Hilfestellung bietet. In einer Gemeinschaft kümmert sich der Eine um den Anderen, uneigennützige Hilfe und ein verlässliches Netz von Unterstützung kennzeichnet Gemeinschaften auf der ganzen Welt.

ImageLegt man diesen Maßstab an die DDR an, so kann es dort offensichtlich keine echte Gemeinschaft gegeben haben. Menschen, die wegschauen, die nichts bemerken; Menschen die anderen Misstrauen, denn es könnte sich ja um einen Stasi-Spitzel handeln. Menschen, die eine Perfektion darin entwickeln müssen, in der Öffentlichkeit gute Sozialisten und SED Angehörige und Kombinatsmitglieder zu sein, im privaten aber "anderer" Meinung sind und sich nach dem Westen sehnen, in den sie bei der ersten Gelegenheit übersiedeln. Denen wurde doch systematisch die Grundlage echter Gemeinschaft entzogen: Vertrauen. Besonders eben das Vertrauen zu anderen Menschen.

Tatsächlich scheint es, daß die inzwischen so viel gepriesene Gemeinschaft der Menschen in der DDR ein reiner Zweckverband zur Beschaffung von Bückware (Mangelware) und gemeinsamen Besäufnissen (dazu Zeitzeugen ::hier:: und ::hier:: und ::hier::) gewesen ist.

Das System hat die Menschen systematisch entsolidarisiert - statt der neuen sozialistischen Menschen des gesellschaftlichen Kollektivs wurde anscheinend ein Menschentyp gezüchtet, der in sich selbst eingesperrt (weil er sich permanent selbst verleugnen und seine wahre Meinung ja nicht offen sagen durfte) und nur am eigenen Nutzen orientiert ist - die Mangelwirtschaft erzeugte darüber hinaus Menschen, die sich anscheinend nur noch am Materiellen orientierten. Miteinander teilen? Fehlanzeige!. Dazu der Bericht eines DDR Bürgers:

"Im Nachbarort, als wir gerade spazieren gingen, stand eine Schlange nach Pflaumen an. Dreiviertelstunde mußte man anstehen, ehe man dran war. Einige Kunden kauften die Mangelware gleich kistenweise ein. Es entstand Unruhe unter denen, die noch nichts bekommen hatten. Lange Gesichter, giftige Bemerkungen, ein verlegenes Gesicht bei denen, die die Kiste davontrugen. Sie wissen, daß ihr Kauf als unsolidarisch empfunden wird, doch wie war es denn beim letzten Mal?! Die Kaufmentalität scheint zu sein, da, wo es gelingt, noch was abzukriegen:"

Das in einer solchen Gesellschaft die Schwachen schlechte Karten haben ist offensichtlich. Sittliche Institutionen wie die Ehe verkommen zu einer Zweckgemeinschaft mit den gleichen Beschaffungszielen - die absurd hohen Scheidungsraten in der DDR und heute in Ostdeutschland sprechen eine deutliche Sprache. Alte Menschen wurden in Aufbewahrungsheime abgeschoben - sie waren für die Produktionsziele der DDR nicht mehr hilfreich und starben viel früher als im Westen. Dazu schreibt ein amerikanischer Demographieforscher, James Vaupel:

"Die Menschen [Anmerk.: Rentner in der DDR] starben an den klassischen Altenkrankheiten: Herz-Kreislauf-Krankheiten, Krebs und Infektionen. Aber die eigentlichen Gründe waren Armut, schlechte Ernährung und die medizinische Versorgung in der DDR. Sie war auf Kinder und Erwerbstätige (als Produktionsfaktoren) ausgerichtet. Als das Rentensystem der BRD auf den Osten ausgedehnt wurde, hatten die Alten mehr Geld für gute Ernährung, frisches Gemüse, Obst. Auch das bundesdeutsche Gesundheitssystem kam den Alten zugute. Sie erhielten bessere Medikamente, es gab gute Altenheime und Krankenhäuser. Nun ist die Lebenserwartung in den neuen Bundesländern so hoch wie im Westen."

Letztlich sind auch die über 1000 Morde an der Mauer ein Zeichen dieser moralischen Verrohung: wenn der Staat seine "Kinder" in den Rücken schießen darf, warum darf eine Mutter ihre Kinder dann nicht töten. Der Staat hat so jede moralische Autorität verloren. Mit der fortschreitenden Entchristlichung und der Behinderung der Kirchen im Osten feht auch diese Instanz um den sittlichen Verfall aufzuhalten. Ein Staat, der sich völlig auf die Ausnutzung seine Bürger als Produktionsfaktoren fixiert hatte und jeden, der sich in diese Produktion nicht oder nicht mehr einbinden ließ als Feind betrachtete, muß innerhalb von 40 Jahren Spuren hinterlassen haben.

Schlussfolgerungen für die Zukunft

Nur Sittlichkeit und Moral kann die Situation verbessern. Jede Maßnahme, jedes staatliche Angebot und jede Aktivität muß daraufhin durchleuchtet werden, ob sie Moral, Sittlichkeit und Verantwortungsbewußtsein festigen kann. Dazu müssen zum einen Anreize gesetzt werden, zum anderen müssen drakonische Sanktionen verhängt werden und zum dritten müssen die positiven Beispiele öffentlich hervorgehoben werden. Es ist doch absurd, daß die veröffentlichte Meinung permanent von Ganztagesbetreuung und der Vollerwerbstätigkeit von Müttern schwärmt, während die Fakten zeigen, daß die Bundesländer mit den umfassendsten Ganztagesbetreuungsangeboten und der höchsten Müttervollerwerbstätigkeit die schlechtesten Werte bei den Geburtenraten, in der Pisa-Studie und bei den Gewaltdelikten gegen Kinder und unter Kindern selbst haben.

Es zeigt sich, daß in den Gebieten, die noch am meisten nach den traditionellen Vorstellungen strukturiert sind, nicht nur die Raten der extremen Verbrechen wie Kindestötungen drastisch unter denen der Gebiete im Osten liegen, sondern auch die PISA Ergebnisse besser und die Wirtschaftskraft höher ist. Wie auf der Basis dieser Fakten gefordert werden kann, die Lebenssituation an die Realitäten in Ostdeutschland anzupassen (Vollerwerbstätigkeit beider Eltern, Ganztagesbetreuung ab dem 3. Lebensmonat), bleibt unverständlich.

Es ist an der Zeit mit der Verwirrung der Werte schluß zu machen. Worte wie Solidartät, Sozial, Gemeinschaft und Verantwortung müssen wieder mit tragfähigen Inhalten gefüllt werden. Es muß deutlich werden, daß diese Worte nicht einfach nur "Werkzeuge" sind, um dem Einzelnen ein Maximum an Gütern und Bedürfniserfüllung zu garantieren. Nur wenn wir es schaffen, diese Grundwerte unserer Gesellschaft wieder in den Menschen zu verankern, werden wir die Probleme mit Sittlichkeit und Moral, die zum Beispiel in dem fünffachen Kindesmord von Wernigerode in der DDR von 1985 - 1990 oder dem neunfachen Kindesmord von Frankfurt/Oder seit 1988 - 2004 durchscheinen, wieder begrenzen können.

Letzte Aktualisierung ( Saturday, 06 August 2005 )
 
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