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Europas Lebenslüge
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Geschrieben von Bassam Tibi   
Saturday, 12 November 2005
Frankreich befindet sich in einem inneren Krieg. Es ist kein Bürgerkrieg, weil die Aufständischen nur formal den Bürgerstatus genießen, in der Realität aber als "Beurs" zu einer ethnisch-religiösen Unterklasse gehören, die zudem marginalisiert ist.

Bassam Tibi ist Professor für Internationale Beziehungen in Göttingen. Er ist Autor des Buches "Islamische Zuwanderung. Die gescheiterte Integration".


ImageDiese vorwiegend nord- und westafrikanischen jungen Muslime der Diaspora der dritten Generation sind in Bezug auf ihre Realität und Zukunftsperspektiven als No-Future-Kids einzustufen. Der Aufstand wurde durch den Tod zweier jugendlicher Muslime in der Vorstadt Clichy-sous-Bois ausgelöst. Damit wurde eine Zeitbombe gezündet, deren Explosion seit nunmehr über zwei Wochen anhält. Die zwei Dutzend Pariser Vorstädte werden auch "Banlieus de l'Islam" genannt. Einer der dortigen Anführer, der westafrikanische junge Muslim Mousa Diallo, sagte den Journalisten: "Erst wenn zwei Polizisten tot sind, kann der Aufstand enden."

Das ist die islamische Rechtsnorm im Koran. "Wir haben ihnen (den Ungläubigen als Strafe) vorgeschrieben: Leben um Leben. Auge um Auge" (Koran, Sure 5, Vers 45). Präsident Jacques Chirac hingegen hat erklärt, dass in Frankreich nur französisches Recht gilt. Ein Reporter der Associated Press machte deutlich, dass es beim Aufstand auch darum gehe, ob in den "Banlieus" französisches oder anderes Recht gilt.

Was sind die tieferen Ursachen des Gewaltausbruchs? In der FTD-Serie "Deutschland 2010" ist schon im August 2004 ein Gespräch mit mir erschienen, das den Titel trug "No-Future-Kids werden sich an Deutschland rächen". Das prognostizierte Ereignis findet nun fünf Jahre früher in Frankreich statt.

Die deutschen Medien und Politiker berichten über die Vorfälle nicht nur fälschend (indem sie zum Beispiel von Organisierter Kriminalität sprechen), sondern sie reden sie klein ("unbedeutende Minderheit") und täuschen damit, statt aufzuklären.

Fakt ist, dass nun eine ganze Generation, deren ethnisch-religiöse Herkunft (Muslime aus Nord- und Westafrika) viele verschweigen, einen Krieg gegen die Gesellschaft führt, die ihre Eltern und Großväter aufgenommen hat.

Die Aufständischen sind nicht integriert. In Deutschland gelten Pass und Sprachbeherrschung als Kriterium für eine Integration. Die Vorgänge in Frankreich strafen dies Lügen. Die Aufständischen der Pariser "Banlieus de l'Islam" sind Franzosen per Geburt; sie verfügen über einen Pass und sprechen besser Französisch als die Herkunftssprache ihrer Familie. Und dennoch hassen sie - wie auch die muslimischen Briten, die die Terroranschläge am 7. Juli in London begingen - Europa. Bei ihnen ist die Integration trotz Pass und Sprachbeherrschung gescheitert; sie sind nicht als europäische Bürger anerkannt.

Es ist zu hoffen, dass der Aufstand der jungen Muslime in Frankreich dazu führt, dass die seit Jahren fällige, aber bewusst unterdrückte Diskussion über diese Thematik verantwortungsvoll und ohne eine Zensur der Political Correctness jetzt aufgenommen und geführt wird.

Es geht primär darum zu bestimmen, was Integration ist und wie sie zu erreichen ist. Integration hat drei Dimensionen, die alle zueinander gehören: eine juristische (Einbürgerung), eine zivilgesellschaftliche (Annahme der Werte, Normen und Regeln der Gesellschaft) und eine wirtschaftliche (Arbeitsplatz und Wohnung).

Die Aufständischen von Paris lehnen die Werte der Zivilgesellschaft ab und beweisen diese Geisteshaltung durch ihre Gewalt. Viele von ihnen leben vom Sozialstaat und von Kleinkriminalität, haben Eltern, die stets erwerbslos waren, also keine Vorbilder sind. Das ist alles andere als Integration: Der französische Pass und die französischen Sprachkenntnisse ersetzen Integration als tatsächliche Dazugehörigkeit nicht.

Aber nicht nur in Frankreich, europaweit fehlt eine Integrationspolitik für die inzwischen 20 Millionen Muslime in der Europäischen Union.

ImageDer zweite Aspekt ist das Fehlen einer Politik zur Steuerung der Zuwanderung. Im Gegensatz zu den traditionellen Einwanderungsgesellschaften (Vereinigte Staaten, Australien, Kanada), die nur benötigte und qualifizierte Fachkräfte als Migranten in ihr Land lassen, gibt Europa dem immensen demografischen, durch Armut bedingten Migrationsdruck nach und lockert faktisch seine Grenzen - ungeachtet der verbreiteten Rhetorik von einer "Festung Europa". Dies geschieht vor allem durch Familienzusammenführung aus Kulturen, bei denen die erweiterte Großfamilie gilt, aber auch durch arrangierte Scheinehen.

Europa benötigt wegen seines Bevölkerungsschwunds Migranten, aber es braucht keine Armutsflüchtlinge, die in das Sozialsystem einwandern. Faktisch nimmt die Zuwanderung nach Europa die Form des Armutsimports an.

Die Gefahr besteht, dass eine Ethnisierung und "Religionisierung" dieser Armut erfolgt. Dies ist der Hintergrund des Aufstandes in den Pariser Vorstädten des Islam.

Europa benötigt Integration und gesteuerte Zuwanderung. Die fehlende Debatte hierüber gehört zu den Symptomen des Phänomens. Eine europäische Debatte hierüber - auch in Deutschland - ist überfällig.

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Letzte Aktualisierung ( Tuesday, 15 November 2005 )
 
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